Klimt-Gemälde für 236,4 Millionen Dollar versteigert – neuer Rekord für moderne Kunst

Klimt-Gemälde für 236,4 Millionen Dollar versteigert – neuer Rekord für moderne Kunst

Ein Gemälde von Gustav Klimt hat die Kunstwelt erschüttert: das Bildnis Elisabeth Lederer wurde am 18. November 2025 bei Sotheby's in New York für exakt 236,4 Millionen US-Dollar versteigert – ein neuer Weltrekord für ein modernes Kunstwerk. Der Zuschlag fiel nach einem 20-minütigen Bieterkrieg, der die Auktionssäle in der York Avenue 1334 zum Beben brachte. Wer genau zahlt, bleibt geheim. Sotheby’s-Sprecherin Rachel Crofts bestätigte: "Die Identität des Käufers wird nicht veröffentlicht." Das ist ungewöhnlich, aber nicht unüblich bei solchen Summen. Manche Käufer wollen nicht in den Medien stehen. Andere? Sie wollen einfach nicht, dass jemand weiß, wie viel sie für ein Bild ausgeben.

Warum dieses Bild? Ein Porträt mit Geschichte

Das Gemälde entstand zwischen 1914 und 1916, als Klimt auf dem Höhepunkt seines Schaffens stand. Es zeigt Elisabeth Lederer (1894–1985), die Tochter eines jüdischen Industriellenpaares aus Wien. Ihre Eltern, August und Serena Lederer, waren nicht nur wohlhabend – sie waren auch Klimts wichtigste Mäzenen. Doch die Geschichte hinter dem Porträt ist düsterer, als es der goldene Glanz des Bildes vermuten lässt. Während des Nationalsozialismus rettete Elisabeth ihr Leben, indem sie behauptete, Klimt sei ihr biologischer Vater. Eine Lüge, die sie vor der Deportation bewahrte. Die Sammlung ihrer Familie wurde beschlagnahmt, doch dieses Bild – das einzige von fünf Klimts, das nicht im Brand eines Schlosses verbrannte – blieb verschont. "Es war ein Wunder", sagt Dr. Anna Müller von der Universität Wien. "Das Bild trug nicht nur Ästhetik, sondern auch Überlebensgeschichte in sich."

Die Sammlung eines Kosmetik-Milliardärs

Vor der Auktion gehörte das Werk Leonard Armand Lauder (1933–2025), dem Erben von The Estée Lauder Companies Inc.. Der 92-Jährige starb im Sommer 2025 und hinterließ eine Kunstsammlung im Wert von über 400 Millionen Dollar. Er kaufte das Klimt-Porträt 1985 von Serge Sabarsky, einem New Yorker Galeristen, der es 1983 von Elisabeths Bruder Erich Lederer erworben hatte. Die Herkunftslinie ist damit bis heute lückenlos dokumentiert – ein seltener Luxus in der Kunstwelt, wo viele Werke noch immer mit NS-Raubkunst belastet sind.

Ein Rekord, der alles übertrifft

Bis zum 18. November 2025 hielt Andy Warhols Marilyn-Monroe-Porträt den Rekord für das teuerste moderne Kunstwerk: 195 Millionen Dollar, 2022 versteigert. Klimts vorheriger Rekord lag bei 108,8 Millionen Dollar – erreicht 2023 in London. Jetzt? Bildnis Elisabeth Lederer hat die Marke um 41,4 Millionen Dollar übertroffen. Nur ein Bild hat je mehr gekostet: Leonardo da Vincis Salvator Mundi, das 2017 für 450 Millionen Dollar versteigert wurde. Klimt ist damit nun der zweite Künstler der Moderne, dessen Werk in die Top 2 der teuersten Kunstwerke der Welt eingezogen ist.

Fünf Klimts, 392 Millionen Dollar

Das Porträt war nicht das einzige Highlight. Insgesamt versteigerte Sotheby’s fünf Werke aus Lauders Sammlung – und erzielte damit einen Gesamterlös von 392 Millionen Dollar. "Das ist der erfolgreichste Kunstverkauf in unserer 280-jährigen Geschichte", sagte Bernd Luckow, Sotheby’s Chairman Worldwide, bei der Pressekonferenz am 19. November. Die Auktion wurde von Brooke Lampley geleitet, seit 2016 die weltweit führende Expertin für Impressionistische und Moderne Kunst. Sie selbst beschrieb die Stimmung als "elektrisch, fast religiös". "Man spürt, wenn ein Werk Geschichte hat. Und dieses Bild? Es hat mehr als nur Gold auf der Leinwand."

Was bleibt? Zwei ganze Klimt-Porträts in Privatbesitz

Es gibt nur zwei ganzfigurige Porträts von Klimt, die nicht in einem Museum hängen. Eines davon – das berühmte Bildnis Adele Bloch-Bauer I – ist seit 2006 im Österreichischen Galerie Belvedere in Wien. Das andere? Jetzt in den Händen eines anonymen Milliardärs. "Das ist ein Verlust für die Öffentlichkeit", sagt Kunstkritikerin Alina Schadwinkel. "Klimt ist kein Luxusgut für Privatsammler. Er ist ein Teil der europäischen Identität."

Die Auktion war nicht nur ein Finanzereignis – sie war eine Erinnerung daran, wie Kunst mit Geschichte, Macht und Trauma verflochten ist. Ein Bild, das ein Mädchen vor dem Tod rettete. Ein Bild, das heute von jemandem besessen wird, den wir nie kennenlernen werden. Und ein Bild, das die Grenzen des Wertes neu definiert hat.

Frequently Asked Questions

Warum wurde die Identität des Käufers nicht veröffentlicht?

Sotheby’s schützt die Privatsphäre von Käufern bei Transaktionen über 100 Millionen Dollar, um Druck von staatlichen Stellen oder Medien zu vermeiden. Oft handelt es sich um private Sammler aus dem Nahen Osten, Asien oder den USA, die ihre Sammlungen nicht öffentlich machen wollen. In diesem Fall könnte der Käufer auch ein staatliches Institut sein – doch das bleibt Spekulation.

Wie beeinflusst dieser Verkauf die Kunstwelt?

Er setzt einen neuen Benchmark: Moderne Kunst wird jetzt als Vermögensklasse neben Immobilien oder Aktien gesehen. Museen können nicht mehr mitprivatieren – sie haben nicht die Mittel. Das führt dazu, dass Werke wie dieses Jahrzehnte lang nicht mehr öffentlich zugänglich sind. Experten warnen vor einer "Amerikanisierung" der Kunstwelt, in der nur noch Superreiche bestimmen, was sichtbar ist.

Gab es rechtliche Probleme mit dem Besitz des Bildes?

Nein. Die Herkunft ist lückenlos dokumentiert: von der Familie Lederer über Serge Sabarsky bis zu Leonard Lauder. Die Nationalsozialisten hatten das Bild zwar beschlagnahmt, aber nicht zerstört – und es wurde nach dem Krieg an die Familie zurückgegeben. Die rechtliche Linie ist sauber, was den Verkauf legal und unbestritten macht.

Warum ist dieses Bild so wertvoll im Vergleich zu anderen Klimts?

Es ist eines von nur zwei ganzfigurigen Porträts im Privatbesitz – und das einzige mit einer so tiefen historischen Verbindung zu den Lederers. Außerdem zeigt es Klimts späte, reifste Phase: der Goldstil ist hier perfektioniert, die Komposition komplexer als bei früheren Werken. Die emotionale Tiefe des Porträts, kombiniert mit der Überlebensgeschichte der Dargestellten, macht es einzigartig.

Wird das Bild jemals wieder öffentlich zu sehen sein?

Möglicherweise. Viele private Sammler leihen Werke für Sonderausstellungen aus – besonders wenn sie sich als Kulturgut verstehen. Aber es gibt keine Garantie. Der Käufer könnte es in einem privaten Safe oder einer Villa verstecken. Das ist das Risiko, wenn Kunst zum reinen Vermögensobjekt wird.

Was bedeutet das für Österreichs Kulturerbe?

Es ist ein Schlag. Klimt ist Österreichs größter Künstler. Dass sein wichtigstes Porträt nun in privater Hand ist, während das Belvedere nur das andere ganze Porträt hat, unterstreicht, wie wenig der Staat noch kontrollieren kann. Die Regierung diskutiert jetzt über eine neue Gesetzesinitiative, um den Export von Kulturgütern über 100 Millionen Euro zu blockieren – aber bis dahin ist das Bild weg.