Rehlinger fordert Bundeszusage für grüne Stahlindustrie im Saarland

Rehlinger fordert Bundeszusage für grüne Stahlindustrie im Saarland

Als Anke Rehlinger, Ministerpräsidentin des Saarlands und Mitglied der SPD am 1. August 2025 in Berlin eine klare Zusage für die Stahlindustrie forderte, löste sie sofort ein politisches Echo aus. Die Rede folgte dem kürzlich geschlossenen EU‑USA Tarifabkommen, das neue Spielräume für die heimische Produktion eröffnet. Rehlinger betonte, dass die Branche schnelle Klarheit beim Übergang zu grünem Stahl brauche – sowohl in technischer als auch in finanzieller Hinsicht.

Historischer Kontext: Saarland als Herz der deutschen Stahlproduktion

Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist das Saarland Synonym für Stahl. In den 1970er‑Jahren beschäftigte die Industrie über 40 % der regionalen Arbeitskräfte und trug zu rund 6 % der deutschen Stahlerzeugung bei – etwa 2,4 Millionen Tonnen jährlich. Nach dem Strukturwandel der 1990er‑Jahre sank die Produktion auf knapp 1,2 Millionen Tonnen, doch das Rückgrat blieb bestehen.

Heute stehen die verbliebenen Werke, vor allem die bei Thyssenkrupp Steel Europe in Völklingen und die Salzgitter Stahl AG in Saarbrücken, vor der Herausforderung, CO₂‑reduzierte Verfahren zu implementieren. Laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sind für die komplette Dekarbonisierung bis 2035 Investitionen von rund 15 Milliarden Euro notwendig.

Rehlingers konkrete Forderungen und vorgeschlagene Maßnahmen

In ihrer Ansprache skizzierte Rehlinger drei Kernpunkte:

  1. Ein verbindliches Bundesprogramm, das innerhalb von 12 Monaten klare technische Standards für grünen Stahl definiert.
  2. Ein Fördertopf von mindestens 5 Milliarden Euro, der vor allem mittelständischen Betrieben den Umstieg erleichtert.
  3. Die Organisation eines speziellen StahlgipfelsKaiserslautern, an dem Bundesregierung, EU‑Kommission und Industrievertreter unter einer Platte diskutieren.

„Unsere Unternehmen stehen vor einer historischen Wende“, sagte Rehlinger. „Sie benötigen nicht nur klare Vorgaben, sondern auch die finanziellen Mittel, um konkurrenzfähig zu bleiben.“

Parteiübergreifende Reaktionen: Von der Union bis zur Wirtschaft

Auf die Forderungen reagierte Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU am selben Tag mit den Worten: „Wir tun alles, um die Stahlindustrie zu erhalten.“ Merz betonte, dass ein gemeinsamer Europäischer Ansatz nötig sei, um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China und den USA zu sichern.

Vertreter des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) äußerten sich ebenfalls positiv, warnten jedoch vor zu breiten Subventionen: „Die staatliche Unterstützung muss zielgerichtet und an klare CO₂‑Reduktionsziele geknüpft sein“, erklärte Claudia Müller, BDI‑Leiterin für die Metall- und Konstruktionsbranche.

Der Einfluss des EU‑USA Tarifabkommens

Das am 30. Juli 2025 unterzeichnete EU‑USA Tarifabkommen beseitigt Zölle auf rund 150 Mrd. USD an Waren, darunter auch Stahlprodukte. Für die deutsche Stahlindustrie bedeutet das einen potenziellen Exportzuwachs von 12 % in den nächsten fünf Jahren, so das Forschungsinstitut IFO.

Allerdings warnen Umweltexperten, dass ein bloßer Anstieg der Produktion ohne grüne Technologie die Klimaziele gefährden könnte. Prof. Dr. Klaus Schmidt von der RWTH Aachen äußerte: „Das Abkommen ist ein zweischneidiges Schwert – es eröffnet Märkte, erhöht aber gleichzeitig den Druck, die Emissionen drastisch zu senken.“

Ausblick: Was kommt als Nächstes?

Der geplante Stahlgipfel am 15. September 2025 in Kaiserslautern wird als Schlüsselmoment gelten. Neben Rehlinger und Merz sollen Vertreter der Europäischen Kommission, des US‑Handelsministeriums und führender Stahlhersteller auftreten. Ziel: Ein Gesamtpaket aus Fördermitteln, Forschungsprogrammen und einem EU‑weiten Emissionshandel für Stahl zu schnüren.

Parallel dazu arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium an einem Gesetzesentwurf, der bis Anfang 2026 ein Kreditprogramm für grüne Investitionen in der Stahlbranche starten soll. Wenn das Parlament das Paket annimmt, könnten erste „grüne“ Produktionslinien bereits 2028 in Betrieb genommen werden.

Key Facts

  • Datum der Forderung: 1. August 2025
  • Betroffene Region: Saarland (≈6 % der deutschen Stahlerzeugung)
  • Geforderte Bundesförderung: mindestens 5 Mrd. €
  • EU‑USA Tarifabkommen: Inkrafttreten 30. Juli 2025, zollfreier Handel für Stahl
  • Geplanter Stahlgipfel: 15. September 2025, Kaiserslautern

Frequently Asked Questions

Wie wirkt sich das EU‑USA Tarifabkommen konkret auf die deutsche Stahlindustrie aus?

Durch die Abschaffung von Zöllen auf Stahlprodukte zwischen EU und USA können deutsche Hersteller ihre Exportpreise senken und neue Märkte erschließen. Das IFO‑Institut schätzt einen zusätzlichen Umsatz von bis zu 2 Mrd. € bis 2030, vorausgesetzt, die Produktion wird umweltfreundlich umgestellt.

Welche finanziellen Hilfen fordert Anke Rehlinger genau?

Rehlinger verlangt einen Sonderfonds von mindestens 5 Milliarden Euro, der speziell für den Umbau von Höchstöfen zu Wasserstoff‑basierten Anlagen bereitsteht. Zusätzlich sollen innerhalb eines Jahres klare technische Standards für grünen Stahl festgelegt werden.

Wie reagieren die Arbeitnehmergewerkschaften auf die geplanten Änderungen?

Der IG Metall begrüßt die Idee eines strukturierten Förderprogramms, warnt jedoch vor möglichen Stellenverlusten, wenn Investitionen nicht schnell genug fließen. Die Gewerkschaft fordert, dass der Fonds auch Qualifizierungsprogramme für die Belegschaft enthält.

Was bedeutet der geplante Stahlgipfel für die internationale Zusammenarbeit?

Der Gipfel soll nicht nur nationale Politik und Industrie zusammenbringen, sondern auch Vertreter der EU‑Kommission und des US‑Handelsministeriums einbinden. Ziel ist ein trilaterales Rahmenwerk, das Handel, Umweltstandards und Forschung koordiniert.

Wie lange wird es voraussichtlich dauern, bis grüner Stahl in nennenswertem Umfang produziert wird?

Experten gehen von einer Vorlaufzeit von fünf bis sieben Jahren aus, bis die neuen Wasserstoff‑Öfen voll betriebsbereit sind. Erste Pilotprojekte könnten bereits 2028 starten, flächendeckende Produktion wäre dann erst um 2033 realistisch.

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